FAQ

Kann man den Fliegenden Wildretter kaufen?

Es handelt sich hier bislang noch um ein Forschungsprojekt mit einer Laufzeit bis Ende 2015.

Wann ist das Wildretter-System marktreif?

Ziel ist, ein einsatztaugliches System zu entwickeln. Im Anschluss an das Projekt erfolgt dann Entwicklung und Produktion einer Kleinserie und die Markteinführung durch Industriepartner. Der genaue Zeitpunkt einer Marktreife kann daher noch nicht genannt werden.

Was kostet der Fliegende Wildretter?

Die Anschaffungskosten des derzeit im Projekt eingesetzten, prototypischen Systems (kommerzielles Fluggerät mit Bodenstation, Kamerasysteme, Sensorik, Rechner) belaufen sich auf ca. 30.000,- Euro. 

Ein späteres, marktfähig entwickeltes System wird deutlich weniger kosten.

Warum wird für die Prototypen des Fliegenden Wildretters vergleichsweise hochpreisige Hardware (Fluggerät, Kamera) eingesetzt?

Im Forschungsprojekt konzentrieren wir uns zunächst bewusst auf die Praxistauglichkeit (und damit spätere Marktfähigkeit) des Fliegenden Wildretters. Dabei wollen wir uns möglichst wenig durch technische Einschränkungen der verwendeten Komponenten ablenken lassen, denn entscheidend ist die Zuverlässigkeit des Systems in der Praxis.

Bei der Wahl der fliegenden Plattform für die Prototypen standen Kriterien wie Stabilität/ Ausfallsicherheit des Systems, Robustheit im Einsatz, Zugang zu Schnittstellen und Kooperationsbereitschaftdes Herstellers im Vordergrund.
Die Kosten der Infrarotkamera werden vor allem durch ihre geometrische Auflösung bestimmt: Mit besserer Auflösung wird das Kitz auch aus größerer Höhe noch erkannt. Damit steigern wir die Flächenleistung bei der Suche.

Ist die Praxistauglichkeit des Wildretters etabliert, reduzieren wir im nächsten Schritt den Systemaufwand auf das notwendige Mindestmaß.

Wer soll das System kaufen?

Dienstleister (z.B. für Befliegungen), engagierte Jäger / Jagdgenossenschaften, BJV-Kreisgruppen/Jägervereine, Landwirte, Lohnunternehmer, Maschinenringe, Tierschützer, Multikopter-Vereine, Naturschutzvereine u.s.w.

Welche Voraussetzungen braucht der Pilot?

Einweisung (meist durch den Hersteller), Aufstiegsgenehmigung, Haftpflichtversicherung

Können Laien / Unerfahrene mit dem fliegenden Wildretter umgehen?

In Testreihen wurden und werden der fliegende Wildretter auch von projektexternen Nutzern erprobt. Die Resonanz war sehr positiv (vgl. Praxisberichte unter www.wildretter.de/presse-media/download.html ).

Erfahrungen aus den Testreihen fließen in die Weiterentwicklungen im Projekt ein.

Wie hoch fliegt der fliegende Wildretter?

Im Projekt werden derzeit verschiedenen Höhen im Bereich 5-100m erprobt. Die maximal zulässige Flughöhe wird durch die in den Bundesländern gültigen Aufstiegsgenehmigungen begrenzt. Diese orientieren sich an der gesetzlichen Luftraumgliederung. Deshalb liegt sie auf jeden Fall unterhalb von 150 m über Grund.

Kann der fliegende Wildretter bei allen Wetterbedingungen eingesetzt werden?

Ein Einsatz bei zu starkem Wind (beim Prototypen: Windstärke 4-5) ist nicht sinnvoll, da die Flächenleistung dann deutlich sinkt. Ein Einsatz bei Regen ist zum Schutz des Multikopters zu vermeiden. Da bei stärkerem Regen das Gras erfahrungsgemäß zusammenfällt, wäre zudem die Erkennung der Kitze dann auch kaum noch möglich.

Welche Flächenleistung ist mit dem fliegenden Wildretter bei normalen Wetterbedingungen erreichbar?

Einmal in der Luft, benötigt der Multikopter wenige Minuten pro Hektar. Hinzu kommen die Zeiten zur Flugplanung und Auswertung, Akkuwechsel usw.

Werden die Tiere nicht bereits durch das Überfliegen gestört und vertrieben?

Beobachtungen seit 2010 lassen bisher keine Störung der Tiere erkennen.

Sind weitere Anwendungen für den fliegenden Wildretter denkbar, z.B. Analyse von Fruchtständen?

Der Fliegende Wildretter ist mit seiner Sensorik und seinen Auswertungsverfahren auf die Kitzsuche optimiert. Allgemein finden Fluggeräte mit angepasster Sensorik in der Landwirtschaft in den letzten Jahren verstärkt Einsatz, auch bereits operational ("precisionfarming").

Wie viele fliegende Wildretter gibt es derzeit in der Praxis?

Es gibt derzeit vier Prototypen-Systeme, die von den Projektpartnern in einem, zur jeweiligen Saison aktuellen Entwicklungs-Status praxisnah eingesetzt und getestet werden.

Reicht es nicht, mit Fluggerät und einer Infrarotkamera die Wiesen abzufliegen und die gefundenen Kitze zu sichern?

Die Suche aus der Luft mit einer Infrarotkamera wird zB. von engagierten Tierschützern bereits betrieben. Unser Projekt basiert auf diesem Ansatz und erweitert ihn in zweifacher Weise: Wir entwickeln Verfahren, um die Suche aus der Luft zu optimieren (Flugwegplanung, automatische Kitzerkennung, Geolokalisierung und Kartierung der Fundstellen etc.), und erweitern den Kitzrettungsprozess um die Phasen „Markieren“ und „Wiederfinden“, damit die Kitzsuche zeitlich getrennt vom Mähvorgang erfolgen kann.

Reicht es nicht, Scheuchen aufzustellen, um Kitze zu vertreiben?

Frisch gesetzte Kitze können nicht oder nur sehr kurze Strecken laufen. Scheuchen wirken daher in dieser ersten Lebensphase nicht. Für ältere (einige Tage alte) Tiere sind die Praxiserfahrungen zur Wirksamkeit von Scheuchen äußerst unterschiedlich. Leider gibt es noch keine breit angelegten, wildbiologischen Studien.

Im Projekt wird im Rahmen der Testkampagnen in kleinerem Umfang auch betrachtet, wie wirksam Scheuchen und das Durchlaufen der Wiesen mit und ohne Hund sind.
Außerdem soll zu dieser Fragestellung die Expertise von Wildbiologen für das Projekt erschlossen werden.

Wer ist rechtlich gesehen verantwortlich dafür, Kitze vor dem Vermähen zu schützen?

Der Eigentümer bzw. der Pächter der Wiese ist verantwortlich dafür, das Vermähen der Kitze zu verhindern.

Mittlerweile werden – basierend auf dem Tierschutzgesetz – immer häufiger empfindliche Geldstrafen verhängt, falls gar keine oder nicht ausreichende Maßnahmen zum Schutz der Kitze ergriffen wurden.

Was sind die Vorteile des entwickelten Systems im Vergleich zu anderen Wildrettern?

Zentraler Unterscheid ist die konsequente Umsetzung eines vierstufigen Prozesses: Suchen – Markieren – (sowie zeitlich entkoppelt)- Wiederfinden – Retten & Sichern

Wobei die Suche und das Markieren bereits ein oder mehrere Tage vor der Mahd erfolgen kann, womit man viel wertvolle Zeit gewinnen kann, um möglichst viele Flächen je Sucheinheit abzusuchen.

Warum braucht man die Schritte Markieren und Wiederfinden? Reicht nicht das Finden?

Eine Suche ohne Markierung (mit RFID-Tags) ist nur direkt vor der Mahd sinnvoll, da ältere Kitze ihre Position immer wieder verändern. Die starke zeitliche Abhängigkeit von Suchen und  Mähen erfordert bei den Beteiligten (Bauern, Lohnunternehmern, Jägern, Pächtern, Suchpersonal) hohe Flexibilität, Kooperations- und Kommunikationsbereitschaft und führt nicht selten zu Stresssituationen.

Bei guten Witterungsbedingungen mähen die Landwirte einer Region fast zeitgleich ihre Wiesen und damit ist eine Suche unmittelbar vor der Mahd nicht sehr effektiv.

Markierte Kitze können sicher und relativ einfach wiedergefunden werden. Damit entkoppelt das Verfahren den Suchvorgang vom Mähvorgang (hier können ein bis mehrere Tage dazwischen liegen) und erhöht das Zeitfenster für mehr Flächenleistung.

Wie erfolgt die Markierung der Kitze?

Die Markierung erfolgt über spezielle, mit RFID-Tags versehene Ohrmarken. Diese werden im Projekt entwickelt und auf die speziellen Anforderungen dieser Anwendung optimiert (Bauform, Laufzeit, Verbissschutz, Umweltverträglichkeit)

Wie werden markierte Kitze wiedergefunden?

Markierte Kitze können entweder mit einem tragbaren oder einem auf der Landmaschine montierten Suchgerät wiedergefunden werden.

Was passierte mit Kitzen, die vom Fliegenden Wildretter nicht entdeckt werden

Erfahrungen mit den Prototypensystemen zeigen, dass die Erkennungsquote sehr hoch, die Wahrscheinlichkeit, ein Kitz bei der Suche zu übersehen, also gering ist (Augenmerk der Optimierung liegt vor allem auf der Verbesserung der sog. "Falsch-positiv"-Rate, also den gemeldeten Fundstellen, die sich als Fehlalarme erweisen).

Was passierte mit Kitzen, die nach dem Suchvorgang erst gesetzt werden?

Wie bei anderen technischen Systemen ist auch beim Wildretter mit vertretbarem Aufwand  für ein System eine hundertprozentige Lösung nicht erreichbar. Natürlich kann man bei Bedarf/Verdacht weiterhin mit Wildrettungssystemen kurzfristig vor der Mahd kleinskalig Wiesenbereiche absuchen.

Wie groß ist die Reichweite der Systeme zum Wiederfinden der Kitze?

Unter optimalen Bedingungen kann eine Reichweite von 100 m erreicht werden. Diese Reichweite kann sich durch ungünstige Bedingungen verschlechtern.

Wie schwer und wie groß wird das tragbare Gerät zum Wiederfinden markierter Kitze in einer späteren, marktfähigen Version voraussichtlich sein?

Eine spätere marktfähige Serienversion des tragbaren Geräts wird in Größe und Gewicht voraussichtlich in etwa einem 10‘‘-13‘‘" Tablet entsprechen. Entscheidend für die Größe wird das Antennenarray (speziell angeordnetes Antennensystem) sein.

Entsteht durch die Markierung eine Gefährdung für Raubwild?

Das Risiko für Raubwild (Füchse, Wildschweine etc.) durch die RFID-Tags ist sehr gering, da das Raubwild das RFID-Tag als Fremdkörper wahrnimmt und nicht mitfrisst.

Wird die Umwelt durch die RFID-Tags belastet?

Nein. Die RFID-Tags sind so konstruiert, dass sie entweder am Kitz verbleiben oder – falls sie sich im Einzelfall doch lösen – mit den Lesegeräten gefunden werden können. Durch verschiedene Betriebsmodi wird die Laufzeit eines RFID-Tags auf einen langen Zeitraum ausgedehnt. Die Abschätzung zur voraussichtlichen Laufzeit ist auch Untersuchungsgegenstand des Projekts.

Wird die Gesundheit der Rehe durch eine elektronische Markierung gefährdet?

Eine Gefährdung der Rehe durch elektromagnetische Strahlung der Markierung kann ausgeschlossen werden. Die durchschnittliche Sendeleistung des Transponders beträgt in etwa eintausendstel eines handelsüblichen Mobiltelefons.

Kann das System zum Wiederfinden markierter Kitze an einer Landmaschine nachgerüstet werden?

Ja

Wie werden die wiedergefundenen Kitze gerettet?

Die Kitze werden für die Zeit der Mahd am Rand der Wiese gesichert, z.B. in einer abgedunkelten Kiste. Beim Entfernen der Kitze aus der Wiese wird darauf geachtet, das Kitz nicht direkt zu berühren, z.B. indem Gras als Schutz benutzt wird.

Was ist das Ziel des Projekts?

Im Projekt "System und Verfahren zur Rehkitzrettung während der Grünlandmahd" werden einsatztaugliche, d.h. nutzerfreundlich, sicher und effizient in die bestehenden Arbeitsabläufe integrierbare Systeme für die Kitzrettung erforscht.
Ziel ist ein praxiswirksamer Gesamtprozess, der auch wirtschaftlich umsetzbar ist.

Wer ist am Projekt beteiligt

  • Projektförderer: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Projektträger: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
  • Projektpartner (A-Z):
    • CLAAS
    • Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
    • isa Industrieelektronik GmbH (Projektleitung)
    • TU München – FG Höchstfrequenztechnik
  • Assoziierter Partner: Landesjagdverband Bayern e.V.
  • Ansprechpartner:    
    • ZENTEC Gmbh
      Telefon: 06022 26-2050
      eMail: krug@zentec.de

Projektdaten

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von ca. 3,29 Mio. Euro, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Projekt mit ca. 2,48 Mio. Euro.

Das Projekt läuft vom 1. Mai 2012 bis zum 31. Oktober 2015 (3,5 Jahre).